Dienstag, 27. Dezember 2011

Comunión

Das vorletzte Wochenende stand bei uns ganz im Zeichen zweier Kommunionen!


Kurz vorweg: Ecuador ist zu beinahe 90% katholisch glaube ich. Auch wenn sie jetzt nicht uebertrieben religioes sind, so ist doch die Kommunion sehr wichtig. Entsprechend geht die Vorbereitung auch 2 Jahre wo die Jungs und Maedels 2-3 Mal in der Woche abends bei Gottesdiensten mithelfen oder Unterricht bekommen.

Erste Kommunion: 

Antony ist der Neffe von Espe und haengt sehr an Joan, einem der Freiwilligen die bei Espe wohnen. Weil der leibliche Vater von Antony nicht mehr mit der Mutter zusammen lebt, geht es Antony nicht besonders gut in der Familie, da sein Stiefvater ihn oft schlaegt. Weil Antony deshalb -verstandlicherweise- so wenig Zeit wie moeglich zu Hause verbringen moechte ist er oft bei Espe. Nachdem nun Joan angekommen ist und einfach freundlich zu Antony war, mit ihm geredet hat oder auf einfach mal nur zugehoert hat, ist Antony immer anhaenglicher geworden. Er folgt Joan ueberall hin und sieht in ihm eine Art Vaterersatz... So kam es auch, dass er Joan gefragt hat, ob er sein Padrino sein moechte. Sein Pate also. Joan hat sich schliesslich zu einem "JA" durchgerungen, weil es schon eine gewisse Verantwortung ist. Ausserdem ist hier schnell die Gefahr, dass die Ecuadorianer die Weissen lediglich als Geldquelle sehen und das wollte Joan natuerlich nicht.

Mit Joan als Padrino waren wir anderen Freiwilligen natuerlich auch eingeladen... :)


Der Gottesdienst war am Samstag und sollte gegen 16.30 Uhr beginnen. Wir waren den Tag ueber am Strand gewesen und ich wollte vorher noch duschen, ausserdem sollte man sich schick anziehen. Ich war so froh, dass ich auch ein schoenes Kleid mitgenommen hab! :D


Irgendwie war ich dann aber total spaet dran und, im Hinterkopf immer die Sitplatzsituation bei unseren Konfirmationen vor Augen, war ich etwas panisch wie ich erstens "meine" Leute finden sollte und zweitens ueberhaupt nen Sitzplatz bekommen sollte.Ich hab dann beschlossen nen triciclo zu nehmen, was ich sonst eigentlich tagsueber nie mache, nur abends... Aber wie es halt so ist, war natuerlich wenn ich eins brauch weit und breit keines zu sehen. Ich also im Stechschritt ins Dorf gerannt, was zu Fuss gute 15 Minuten sind...
Um 16.43 Uhr bin ich voellig ausser Atem und wahrscheinlich genauso verschwitzt wie vor der Dusche an der Kirche angekommen.

Zu meiner Erleichterung standen noch ziemlich viele Menschen, einschliesslich der Kinder die Kommunion haben, vor der Kirche. Die Jungen und Maedchen alle in nen weissen Umhang gehuellt, die Maedchen oft noch mit schoenem Haarschmuck und goldenen Sandalen. Ich war so erleichtert nicht zu spaet zu sein, dass ich total an Joan vorbeigerannt bin... Ich hab ihn ueberhaupt nicht erkannt in der beigen Leinenhose, dem weissen Hemd und den schicken Lederschuhen :D
Er war total aufgeregt, weil Joan gar nicht religioes ist und eigentlich keine so wirkliche Ahnung hat wie sowas ablaeuft. Ich konnte ihm leider auch nicht so wirklich weiterhelfen, ich war schon stolz auf mich, dass ich wusste, wie man sich bekreuzigt, aber sehr viel weiter reichen meine Kenntnisse von katholischen Gottesdiensten, vor allem im Ablauf von Kommunionen, auch nicht.




Beim Einmarsch in die Kirche...


In echt hat es noch viel viel beeindruckender gewirkt, als der Padre den Gottesdienst begann und im selben Moment die Sonne genau ueber dem gekreuzigten Jesus in die Kirche gescheint hat! :)


Waehrend dem Gottesdienst wurde fuer die unterschiedlichsten Dinge gedankt - hier fuer das Wort Gottes, also die Bibel. Danach kamen noch die Familie, Essen, Wasser und Blumen...


The same procedure as everywhere ;) Fotoshooting nach dem Gottesdienst :D Joan und Antony :)


Nach dem Gottesdienst - der im Uebrigen 3h ging (ich will nie wieder klagen hoeren, dass die Konfi-Gottesdienste so lange gehn :D) - sind alle Gaeste zur Familie von Antony gegangen. Das war an sich schon sehr krass, weil die Familie einfach schon ziemlich arm ist. Die Familie, das sind der Stiefvater und die Mutter von Antony, eine aeltere leibliche Schwester, ein juengerer leiblicher Bruder, der aber vom Vater nicht anerkannt wird, obwohl er der Zwillingsbruder von Antony sein koennte und noch 3 Stiefbrueder. Die ganze Familie lebt von 300$ im Monat! Das sind umgerechnet gerade einmal 229 Euro! Davon muessen sie ein kleines Haus in Stand halten, Strom fuer eine riesige Stereoanlage und eben Licht bezahlen, Wasser kaufen (es gibt in diesem Haus, wie in eigentlich 85% der Haushalte von Muisne, kein fliesend Wasser) und Lebensmittel. Dass das wenig ist muss ich glaub nicht sagen...


Julia, ich und die Brueder von Antony

Trotzdem war ihnen das Fest so wichtig, dass es ein Festessen gab. Was in diesem Fall bedeutet, dass es Curry-Huehnchen mit Reis gibt, gebratene Bananen und Linsen... eigentlich sehr lecker und vor allem sattmachend :D


Der Vater von Antony hatte eine Torte mitgebracht, was hier so ziemlich das Highlight war! Die Torte war nicht sooo teuer, nicht sooo lecker, aber es ist etwas seltenes hier! Ich glaub die Augen der Kinder, als die Mutter die Torte aus dem Kuehlschrank geholt und ausgepackt hatte, haben heller gestrahlt als alle Sterne an diesem Abend zusammen!


Nathalie (seine Schwester) und Antony 

Antony, Celia, Nathalie und ein Freund von Antony

Von der 2. Kommunion erzaehl ich spaeter, ich muss jetzt los :D

Bis bald mal wieder und viel Spass mit den neuen Blogeintraegen ;)
Lisa ♥

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